Linguistik online  13, 1/03

Franz Kafkas Deutsch

(Regensburg)


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1 Einleitung

Die Eigenart von Kafkas Stil wird einerseits mit der "Spracharmut", der "Sprachverarmung" und dem "Sprachverfall" der "sterilisierten Ghettosprache" (cf. die Kritik von Trost 1962: 37 hieran) bzw. der Sprache ohne ein deutsches dialektales Umfeld (Wagenbach 1964: 55f.) und "soziale Unterschiede" (Eisner 1961: 21) erklärt, andererseits dem "Einfluss der juristischen Fachsprache" (Gerhardt 1968: 119) [1] zugeschrieben. Sprachwissenschaftliche oder sprachwissenschaftlich orientierte Arbeiten sind dabei aber äußerst selten. (Am intensivsten haben sich mit Kafkas Deutsch wohl Trost, Krolop, Thieberger und Cermák auseinander gesetzt.) Manchen, die im Zusammenhang mit Kafka über Phänomene wie eine "deutsche Sprachinsel" oder seinen angeblichen "jüdischen Tonfall" (Politzer 1950: 280) sprechen, genügen dennoch ein oder zwei dürre Absätze, um Kafkas Sprache abzuhandeln.

Der Topos einer Sprachinsel ist dabei nicht nur relativ jung (cf. Binder 1994 und 2000: 81) und mit Blick z.B. auf Paul / Pavel Eisner, Otto Pick oder Oskar Wiener oft weder sprachlich motiviert noch - oder nur mangelhaft - mit Argumenten untermauert (cf. Binder 2000a: 77f.), sondern auch - im Hinblick auf die Situation in Prag sowie im Hinblick auf die Familie Kafka - äußerst fraglich. Nicht nur die Eltern von Franz Kafka, sondern etwa die Hälfte der Prager Bevölkerung hatte um die Jahrhundertwende einen Geburtsort außerhalb von Prag (cf. Binder 2000a: 68) und brachte die jeweilige Umgangssprache von dort nach Prag mit. Daher kann die Insel-Metapher zwar verwendet werden, doch mit folgenden Einschränkungen, die dem Inselcharakter des Deutschen in Prag entgegenstehen:

(1) Es ist eine Zuwanderung aus der Provinz (im Falle der Juden vor allem aus dem oberdeutsch geprägten Süden) bzw. sogar aus dem "Reich" (cf. Nekula 2000c) festzustellen; dies trifft auch für die Zeit nach 1918 zu (cf. Binder 1994: 190f. und die dort zugrunde gelegten Volkszählungen aus den Jahren 1921 und 1930);

(2) Die Deutschen in Prag verfügen - wie andere Deutsche in Böhmen und Mähren - zu dieser Zeit über ihr eigenes Schulsystem (cf. Nekula 2000c), das auf der Ebene der Gymnasien und der Universität auch von auswärtigen Studenten in Anspruch genommen und von Professoren aus Wien sowie aus dem Deutschen Reich besetzt wird (dies gilt zum Teil auch für Gymnasiallehrer, die nach Binder (1994: 202) aus ganz Böhmen stammen);

(3) Prag ist bis 1918 Sitz der k.k. Statthalterei und anderer sprachlich geteilter oder deutsch dominierter Landesinstitutionen sowie der Militärgarnisonen, die eine überregionale Ausstrahlung haben und deren Beamten z.T. auch von ganz Böhmen sowie auch von außerhalb kommen;

(4) Deutsche in Prag führen selbst nach 1918 ein lebhaftes gesellschaftliches Leben und pflegen rege Kontakte zu anderen deutsprachigen Zentren wie Wien, München und Berlin, sei es durch das Abonnement zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften, die Kafka und seinen Zeitgenossen z.B. in der Deutschen Rede- und Lesehalle oder in Café Arco vorliegen, oder durch zahlreiche Vorträge, Lesungen und Gastspiele;

(5) Sowohl kurzfristige Studien-, Urlaubs- und Dienstreisen als auch längerfristige Aufenthalte außerhalb von Prag, Böhmen und Österreich, bei denen man mit anderen sprachlichen Varietäten konfrontiert war, sei es infolge von Studium, Arbeit, Dienst im Ersten Weltkrieg oder aus gesundheitlichen Gründen, sind keine Ausnahme. Dafür fänden sich bei Franz Kafka, [2] Max Brod, Franz Werfel oder Hermann Grab genügend Beispiele. So liegt z.B. Schelesen, der erste rein deutschsprachige Ort hinter Liboch (Libechov) und die bevorzugte "Sommerfrische" Kafkas und seiner Familie, nur 38 km von Prag.

Auch der bewusste Wechsel von der deutschen Kurrentschrift zur lateinischen Schreibschrift, der bei Kafka etwa im Jahre 1907 abgeschlossen ist (cf. Brod/Kafka 1989/2: 33) und der durch einen Wechsel in der Rechtschreibung (besonders bei -th- > -t-; cf. 2.1.) begleitet wird, signalisiert, dass man in Prag im Stande war, auf Entwicklungen der deutschen Sprache zu reagieren. Selbstverständlich verfügte Kafka auch über alle sprachlichen Register, indem er z.B. in den Briefen an M. Brod in den "pathetischen Passagen" von schriftsprachlichen Varianten, in den "familiären" von damals kolloquialen Varianten, in den "scherzhaften" von beiden Varianten auf einemal Gebrauch macht. Die bewusste Anwendung von sprachlichen Registern bei Kafka ist auf Grund des Vergleichs seiner privaten und amtlichen Korrespondenz festzustellen. Die Vorstellung einer Sprachinsel wird auch dadurch relativiert, dass Kafka nicht nur mit dem reichsdeutschen Werkmeister (Brod/Kafka 1989/2: 115) der Asbestfabrik Kontakt pflegen musste, sondern Korrespondenz u.a. mit Briefpartnerinnen aus Weimar, Wien und Berlin führte; ich denke hier z.B. an die Korrespondenz mit Hedwig Weiler in den Jahren (cf. Kafka 1958: 39-65), mit Margarethe Kirchner im Jahre 1912, deren Sprache nach Kafka "aus einem unteren Himmel der deutsche Sprache kommen" musste (cf. Brod/Kafka 1989/2: 103, 105, 109) sowie mit Felice Bauer (cf. Kafka 1967).

Eine sprachwissenschaftliche Monographie über Kafkas Deutsch stellt unter diesen Umständen ein echtes Desiderat dar. Da sich zumal die "Ghettosprache" durch Einflüsse von anderen Sprachen - im Falle von Prag des Tschechischen bzw. des jüdischen Ethnolekts des Deutschen - auszeichnen müsste, soll im Folgenden - ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Endgültigkeit - nunmehr wenigstens in groben Umrissen auf Kafkas Deutsch eingegangen werden.

 

2 "Prager Deutsch"

Franz Kafkas Deutsch ist wie das Deutsch seiner Elternselbstverständlich der Zeit, dem Raum sowie seiner Herkunft und seinem sozialen Umfeld verpflichtet, wenn auch - im Hinblick auf seinen Bildungsweg, seine Arbeitsstellung und Lektüre - in anderer Weise bzw. in anderem Ausmaß. Darauf hat vor allem Max Brod durch seine Vorbemerkung zu seiner Edition sowie durch seine kämpferisch gemeinte und anregende Anmerkung in seiner Kafka-Biographie aufmerksam gemacht:

Dieser vorerst letzte Schritt bei der möglichst authentischen, "photographischen" Wiedergabe von Kafkas Texten wurde in der Tat in der historisch-kritischen Kafka-Ausgabe vorgenommen wurde, die - ähnlich wie die Kritische Kafka-Ausgabe - den Zugang zur authentischen Sprache Franz Kafkas ermöglicht und über sie urteilen lässt.

Dabei bekamen manche Legenden um Kafka einen Riss, doch hat Brod bei dem Etikett "Prager Deutsch" wenigstens in dem Sinne Recht, dass auch Kafka selbst sein Deutsch als "Prager Deutsch" bezeichnet:

Außerdem problematisiert er sich selbst als deutschen Muttersprachler:

Wie sein Deutsch selbst zeigt, ist eine so starke Problematisierung seiner Sprachkenntnisse sicherlich übertrieben, denn Kafka zeigt Sensibilität für Varietäten und feine Nuancen des Deutschen:

Es versteht sich von selbst, dass Kafka ein durch die Zeit, den Raum, u.U. auch durch die Herkunft geprägtes Deutschsprach und zum Teil auch schrieb, das weiter unten näher beschrieben werden soll. In einem Tagebucheintrag vom 16. Juli 1912 wird dies in fremder Umgebung am Beispiel der gesprochenen Sprache thematisiert:

Wenn dies Kafka oder Brod als "Prager Deutsch" empfinden, ist diese Bezeichnung - abgesehen davon, dass die dieser Einschätzung zu Grunde liegenden Erscheinungen auch außerhalb von Prag belegbar sind - sicherlich insofern zutreffend, als sie sie unterminologisch benutzen. Das Problem des "Prager Deutsch" bei Franz Kafka stellt sich erst dann, wenn die Germanistik diese Bezeichnung terminologisch für eine Varietät benutzt, die die Prager deutsche "Sprachinsel" charakterisieren soll:

Bereits Binder hat als Editor von Kafkas Texten darauf hinwiesen, dass Wiederholungen gewollt und nicht Resultat von Spracharmut sind (Binder 1976: 689). Trost geht ihm mit dem überzeugenden Argument voraus, dass eine Kennzeichnung wie "unartistische Einfachkeit" (Ungewolltheit seiner präzisen und einfachen Sprache) Kafka keineswegs gerecht wird (cf. Trost 1964: 30). Dies wird auch in Thiebergers Überblick (1979) älterer Interpretationen von Kafkas Texten mit Blick auf seine Sprache mehr als deutlich. Krolop fasst zusammen, dass darin eine bewusste, von dem Inhalt der Texte her motivierte Entscheidung des Autors zu sehen ist (Krolop 1992: 56).

Abgesehen davon, dass weder die Eltern und Dienstboten noch die meisten Kommilitonen "ansässige Prager" waren, hat die Bezeichnung "Prager Deutsch" sowohl diachron als auch synchron - mit Blick auf die soziale Schichtung - so viele mögliche Referenten, dass man sie besonders in diesem Falle lieber nicht benutzen sollte. Wie aus sprachwissenschaftlichen Arbeiten hervorgeht (cf. Trost 1962, 1964, 1995, Skála 1966, 1972, 1983, Povejsil 1980), wandelt sich nämlich das so genannte Prager Deutsch im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Umwälzungen in Böhmen so stark, dass kaum ein sprachlicher "Organismus" vorausgesetzt werden kann, dem Attribute wie "kontinuierlich" (dagegen spricht der Wechsel in der Richtung der deutschen Zuwanderung nach Böhmen um 1620 zugunsten der Zuwanderung vom Süden statt wie bisher vom Norden), "eigenständig" (etliche Erscheinungen gibt es auch anderswo in Böhmen, Österreich oder oberdeutschen Dialekten) oder "kompakt" (neben Kleinseitner Deutsch auch sozial und ethnisch spezifische Sprachen) zugeschrieben werden könnten (cf. Nekula 2001a).

 

3 Beschreibung von Kafkas Deutsch

Auch wenn ich nicht zu Brods "photographischer Platte" werden möchte, scheint der Versuch unumgänglich, auf diesem Hintergrund Besonderheiten von Kafkas Deutsch mit Blick auf seinen familiären wie zeitlichen und räumlichen Lebenskontext - wenigstens anhand einiger Stichproben - zu rekonstruieren. Bei der Rekonstruktion stellt für mich neben der vorhandenen Forschungsliteratur (cf. v.a. Trost 1964, Thieberger 1979, Krolop 1992, Cermák 1997) vor allem die Kritische Kafka-Ausgabe einen zuverlässigen Ausgangspunkt dar. Denn darin wird die ursprüngliche, nicht von Max Brod sowie anderen Editoren veränderte Form des Textes in der Fassung der Handschriften - und zwar mit jeweiligen Änderungen und Selbstkorrekturen - bereits "photographisch" wiedergegeben. [4] Dabei ziehe ich vor allem Tagebücher heran, in denen die Sprache, auch im Hinblick auf die Umstände des Entstehens, wahrscheinlich am wenigstens literarisiert bzw. - falls sich dies über einen Schriftsteller überhaupt sagen lässt - "selbst kontrolliert" ist. In solchen Texten sind dann am ehesten Formen zu erwarten, die von Kafka auch im Gesprochenen benutzt wurden, während seine amtlichen Briefe schriftsprachlich stilisiert wurden, denn selbst bei tschechischen amtlichen Briefen bemüht sich Kafka um ein "klassisches Tschechisch" (Kafka 1974: 101f.).

Diese "unkontrollierten" Texte erlauben also eine Aussage über Kafkas authentisches Deutsch in informellen Texten, nicht aber über seine Kompetenz hinsichtlich der deutschen Schriftsprache im Ganzen, da diese Texte von Kafka nicht für einen öffentlichen Diskurs freigegeben wurden und von Kafka auch anders geartete - gedruckte sowie amtliche - Texte vorliegen. Die informellen Texte haben keinesfalls eine "endgültige" Form, wie es in Kafkas Reflexion eigener Texte sichtbar wird:

In den Schreibfehlern, Wiederholungen und Zeugmata sowie im Wechsel der Äußerungsperspektive der Texte ist gar deren Entstehungsgeschichte erfahrbar:

Unter diesem Vorbehalt wird Franz Kafkas Deutsch beschrieben.

3.1 Rechtschreibung/Aussprache

In der Schreibung von -c- statt -k- / -z- bzw. -k- statt -ch, -t- statt -th- bzw. -p- statt -ph- und -s- / -ss- / -ß- sowie im Falle der Groß-/ Klein- und Getrennt-/ Zusammenschreibung werden einige vor allem durch die Zeit der Entstehung der Texte bedingte Besonderheiten von Kafkas Rechtschreibung gegenüber dem heutigen Stand deutlich, die auch bei seinem Vater und seiner Mutter festzustellen sind (cf. Nekula 2000c).

Die Verwendung von -c- statt -z- oder -k- in Fremdwörtern ist zum Teil durch äußere Umstände (Lucern) bzw. kolloquial (karakteristisch; P-134/27) geprägt, mit einer klaren Tendenz zur Präferenz von älteren Formen:

Im Unterschied dazu verwendet M. Brod zur selben Zeit in der Regel neuere Formen wie Prozeß, Mediziner, sozial / Sozialisten, Bazillen, Publikum, Tuberculose X Tuberkulose (B-222, 342, 346; 176, 225; 165; 172; 172 X 173). Ähnliches gilt für die Orthographie von Fremdwörtern im allgemeinen. Während Brod adaptierte Formen wie literarisch / Literatur (B-197, 223, 238, 243, 397) benutzt, pflegt F. Kafka veraltende Formen wie litterarisch / Litteratur vorzuziehen (B-23, 31, 101, 105, 128, 129, 149, 389, 389, 394, 395, 484, 485, dagegen Literatur; B-196). Da es sich um Formen handelt, die in den ausgetauschten Briefen unmittelbar aufeinander folgen, ist davon auszugehen, dass Kafka diese Formen bewusst - selbststilisierend - benutzte. Die stilistisch motivierte, bewusste Präferenz der orthographisch archaisierenden Formen der Wörter ist für die Dekadenz- und Sezessionsautoren in Prag allgemein typisch, und sie trifft selbst für tschechische Schriftsteller zu (cf. Nekula 1999b). Dies dürfte auch auf andere Formen zutreffen.

Die Verwendung von -th- und -ph- in Fremdwörtern ist bei Kafka uneinheitlich wie Teater X Theater, P[h]otographie X Photographie, Thee X Tee (Rtg-18, B-43, 170, 384, 433, 439, 440, 441 (4mal), 444, 445, 452, T-134/289, 134/297 X Tgb-126; T-140/536 X B-95; B-52, 73, 73 X B-82) [7] bzw. mechanisch (Karthotek statt Kartothek) sowie gothisch, Sopha, phantasieren (T-94; B-71; B-43, B-169) und fehlerhaft wie in matematisch, teoretisch, Asp[h]alt (B-298, 438, T-148/944). In deutschen Wörtern wie Theil X Teil, Nachtthier X Tier, nothwendig / Nothwendigkeit X notwendig, (un)nöthig X nötig(en), Athem / athmen, Thätigkeit X Tatsachen, roth, theuer X teuer, thun X tun, wird -th- bis etwa 1907 verwendet (B-18, 31, 31 X B-41, 149, 83; B-22 X B-83, 207 (so ausnahmsweise auch bei Brod in Thiergarten, B-375); B-23, 37 / B-29 X B-51; B-31, 32 X B-80, 81, 92; B-23 / B-29; B-31 X B-44; B-32; B-33 X B-81; B-34, 35, 36, 36 X B-41, 46, 47, 48, 49 usw.). Danach - d.h. nach dem Wechsel von der Kurrentschrift zur lateinischen Schreibschrift (cf. Brod/Kafka 1989/2: 33, 460ff.) - verschwindet diese Schreibweise und kehrt nur ausnahmsweise zurück; so z.B. muthig / Muth, Thränen, Thür, Thron u.a. (B-41 / B-74, 75; Rtg-36; P-144/179, B-297), wobei diese Formen stilistisch motiviert sind (z.B. pathetische Verwendung von Muth).

Anders ist dies bei seinem Vater und seiner Mutter (cf. Nekula 2000c, 2002b), die -th- auch später, d.h. auch bei der Verwendung der lateinischen Schreibschrift, benutzen. Dieser generationsbedingte Unterschied in der Orthographie ist ein deutliches Anzeichen dessen, dass Franz Kafka sowie seine Zeitgenossen in Prag auf die Entwicklungen der deutschen Sprache durchaus reagieren und kaum in der Isolation einer Sprachinsel leben.

Ein Schub lässt sich auch bei der Orthographie von -ss- / -ß- / -s- beobachten. Diese ist nicht durch die Quantität des vorausgehenden Vokals, sondern in erster Linie durch die Qualität des Konsonants bedingt. Während aber die Mutter eindeutig -ß- präferiert (cf. Nekula 2000c, 2002b), tendiert Franz Kafka öfters zur Schreibweise mit -ss-, wobei durchaus auch Schwankungen festzustellen sind, die besonders bei dass (Konjunktion) und das (Artikel, Relativum, Demonstrativum) auffallen:

Durch die Zeit der Entstehung der Texte bedingt ist die Groß- und Kleinschreibung in den Varianten wie das ganze, das taugliche, der kleinste u.a. bzw. im Geheimen,[8] im Ganzen X das ganze, im Folgenden, vor Allem u.a. (A-179 X B-161; A-180; A-175) sowie die Segmentierung:

Bei Kafka fällt in diesem Zusammenhang eine hohe Anzahl von Dubletten auf, wobei - im Unterschied zu Brod - die veralternden Formen wie von einander, glücklicher Weise u.ä. gegenüber den jüngeren/moderneren wie nachhause, zuhause, undzwar u.ä. überwiegen. Diese sind in Einzelfällen, wenn Kafka z.B. auf einen intimen Brief von Brod antwortet (an der Hand Deines Briefes, allen Lobes wert; B-319, 451), sogar stilistisch aktualisierend verwendet.

Genannt werden müssen auch solche Zusammenschreibungen, die die auch damals "gültige" Wortgrenze offensichtlich nicht respektieren: Er war gleich entschlossen, Sonntag zugehn, vorlängerer Zeit, so gar besser, ganzrichtig, zumüde, nach sovielen Nachmittagen, zuviel Widersprüche (P-135/50; P-140/118; V-93/15; T-144/735; T-151/999; B-66; B-409) u.a. Vergleichbare Fehler kommen auch bei Hermann Kafka (nachdem glückseligen Augenblicke, schreibe wie der usw.) vor (cf. Nekula 2002b).

Regional bedingt bzw. überwiegend oberdeutsch geprägt sind einige weitere Besonderheiten von Kafkas Rechtschreibung, die ebenfalls bei seinen Eltern festzustellen sind (cf. Nekula 2002b) und gar als gruppenspezifisch gelten können. Es handelt sich um die Phänomene Umlaut, Quantität, Assimilation sowie Synkope und Apokope bzw. ihre Verschriftlichung, wobei vor allem im Falle der Assimilationen deutlich wird, dass sich Kafkas Deutsch in den informellen Texten stark am gesprochenen Ausdruck orientiert. In Kafkas Texten lassen sich dabei neben den oberdeutschen Varianten Schupfen, Klempfner (zu -pp- / -pf- im Dialekt z.B. Zehetner 1985: 25, Beispiele auch in Krolop 1992: 54; zu Klempfner cf. P-188/17, B-160), vereinzelt auch andere oberdeutsche Varianten wie wirchlich, Augenblich (T-127/15, cf. auch Werktag / Werchtag in König 1973: 186; T-131/155) ausfindig machen. Da das Deutsch in Böhmen u.a. auch durch die fehlende Unterscheidung von Fortes und Lenes gekennzeichnet ist (zur "lenierten Aussprache" von b, d, g cf. Skála 1992: 177), könnte man vor diesem (oberdeutschen) Hintergrund die Namen Sordini und Sortini (Das Schloss) gar als einen Namen interpretieren.

Der (fehlende) Umlaut in gleichgiltig X gleichgültig, endgiltig X endgültig (T-142/650, B-42, 44, 76, 105, 299, 325, 407; P-78, 176, 213, 215, 232, 252, 257, 259, T-135/347, B-51, 77, 104, 110, 320, 386, 401 usw. X T-143/686) [12] bzw. der (zusätzliche) Umlaut in verläumden, verläugnen, warüm, Gewöhnheit, gewöhnheitsmässig, Tier X Tür 'Tier' (P-133/7, P-134/36; B-53; P-150/264; P-140/117; T-135/347; B-48; Sa-449) usw., der auch in den Texten von Hermann und Julie Kafka sowie in den Texten der jüdischen Gemeinde in Prag festzustellen ist, kann (muss aber nicht) Besonderheiten in der Aussprache indizieren. Die im Süden wirksame Entrundung (cf. König 1973: 149, Zehetner 1985: 54f.) ggf. das Fehlen der Rundung (cf. Povejsil 1980: 39f.) wird zum Teil auch orthographisch festgeschrieben (wie beispielweise im öst. Pülz statt Pilz). Diesen Erscheinungen wird bei Kafka mit hyperkorrekten Formen entgegengewirkt. Dabei ist offensichtlich manchmal auch mechanische Analogie (Gewöhnheit wie gewöhnen) im Spiel. Diese scheint jedenfalls wahrscheinlicher zu sein als Beeinflussung durch das bair. Gwenad bzw. jiddische gewojnschaft.

Sowohl zu jedem der Beispiele mit fehlender Verdoppelung der Buchstaben für Konsonanten, durch die ein vorausgehender kurzer Vokal markiert wird (Kom[m]a, Kom[m]andant, ausgenom[m]en, de[s]sen, her[r]schend u.a.; T-133/247; T-149/964; T-134/272; T-135/314), bzw. zu jedem der Beispiele mit (fehlender) Kombination -ck- (z.B. Augenbli[c]k X Augenblick X Augenblich, Na[c]kte, gelo[c]kert, vertrakten, Paket X Möbelpacker; V-96/50; T-141/572 X T-141/606 X T-131/155; T-153/1040; T-141/592; V-41/95; O-143 / A-141) und auch zu jedem der Beispiele mit fehlenden Dehnungszeichen wie -h oder -[i]e (vi[e]lleicht, hi[e]lt, wo[h]lwollend, wo[h]ltut, Nachtma[h]l, ausgehö[h]lt, Wa[a]ge u.a.; P-139/90; T-137/440; T-132/196; T-134/266; T-140/526; T-129/96; B-410) lassen sich Gegenbeispiele finden. Da aber die Orthographie von Kafkas Texten bei deren Niederschrift deutlich durch die Aussprache beeinflusst wurde (cf. die Formen Klempfner, wirchlich und Tier für 'Tür' sowie weiter unter die Assimilationen), dürften diese Formen wenigstens zum Teil - wie bei Lucke ('Luke'), villeicht ('vielleicht'), wenn ('wen') (V-96/50; V-93/11; P-139/90; T-130/125) - Kafkas Aussprache reflektieren. Andere Formen wie Nachtmal ('Nachtmahl'), wolwollend ('wohlwollend'), bei denen sich die Aussprache nicht ändert, sind dann als Schreibfehler bzw. falsche Analogien (so wohl auch unwiederleglich; T-134/286) zu verstehen.

Die Assimilation von -ssch- zu -sch- und zwar insbesondere beim Präfix aus- / Aus-, die sich in Kafkas Texten bemerkbar macht (Ausprache, Auspruch, ausprechen, auschalten, Auschiffung, Auschlag, auschliesslich, Auschnitt, Auspreizen, Austatung, Austeigen, Austellung, (her)austellen, (Arme)austrecken, auströmen, Fusspitzen, Hauschuhe, Kaffeehauscheiben, Bambustöckchen X Bambusstöckchen u.a. sowie auzuforschen; P-142/140, T-128/59; P-136/55, T-136/384, T-140/537, T-141/569; P-142/156, T-136/358, T-135/298; P-142/153; V-93/8, T-138/465; T-140/559; P-143/166; T-132/206, T-132/208, T-129/75, T-149/954; T-129/91; T-148/945, T-150/979, T-152/1009; T-134/282; T-134/272, T-136/378, T-140/542, T-149/963; T-134/294; T-152/1014; T-139/513, T-145/754; T-129/107, T-130/115, T-128/60, T-128/71, T-129/85, V-21/94, V-94/21, P-136/59, P-139/98, P-141/128, T-133/244; T-141/601; T-132/208; V94/27, V95/35 X V95/39, T-131/171; P-142/154), war in der südlich geprägten Variante des Deutschen, das in Böhmen gesprochen wurde, ein verbreitetes Merkmal, wie dies auch die Entlehnungen aus dem Deutschen ins Tschechische zeigen (ausus < Ausschuss, esus < Essschuss). [13] Die Verschriftlichung dieser sowie anderer artikulatorischer Assimilationen wie -rr- > -r-, -tt- > -t-, -nm- > -m-, -ll- > -l-, -ff- > -f- (Winterock, veraten, Zuschauraum, verammeln, Vorderad; for[t]tragen, Nach[t]tischchen, Haup[t]teil; Ohmächtigwerden, gefühlos, Aufassung u.a.; T-130/151; T-132/197, T-138/456, T-141/579; T-133/239; T-145/758; T-152/1012; V-96/47, T-132/183; P-133/20, P-141/132, P-141/135, T-145/748; T-153/1033; T-132/198; T-147/835; T-146/824) bzw. die Verschriftlichung des velaren [ ] durch einfaches -n- statt -ng- (gerin[g]ste, Vergnügun[g]sreisender; T-128/58; T-132/191) sowie der undeutlichen Aussprache von -nd- > -d- (freu[n]dschaftlich, freu[n]dlich, Freu[n]dinnen u.a.; V-96/53, T-132/188; V-96/54, T-132/189; T-154/1055) zeigen, dass Kafka sich beim Schreiben intensiv an der Akustik des gesprochenen Ausdrucks orientierte.

Synkope und Apokope sind - zum Beispiel in Infinitiv- sowie in Konjugations- und Deklinationsendungen - eines der Wesensmerkmale des gesprochenen Deutsch. Besonders intensiv sind sie in oberdeutschen Dialekten (Silbenschwund - cf. Zehetner 1985: 55). Die Verschriftlichung vor allem der Synkopen gehört zu den Wesensmerkmalen des regional geprägten Deutschen (besonders in Österreich im 19. Jahrhundert, zum Teil auch zu Anfang des 20. Jahrhunderts) sowie des Jiddischen. Diese Verschriftlichung lässt sich auch bei Kafka feststellen, allerdings jeweils mit Gegenbeispielen (unter anderem auch für Infinitive bzw. deverbative Substantive):

Wie auch nicht anders zu erwarten ist, werden die beiden Formen des Infinitivs mit Absicht eingesetzt, denn das Wissen, dass die "vollen" Formen korrekt sind, besitzen zu dieser Zeit nicht nur gebildete Muttersprachler wie Max Brod, [14] sondern selbst Sprecher, die sich mit dem Deutschen schwer tun wie Dora Diamant (so z.B. in sehen; B-453), der das Deutsch "noch so ganz fremd" gewesen sein soll (Brod/Kafka 1989/2: 452f.). Kafka benutzt die "vollen" Infinitivformen - wie z.B. sehen, geschehen, bestehen - bei fremden Adressaten, also bei einer Ansprechpartnerin wie Elsa Taussig, die er siezt, oder da, wo er auf Distanz geht bzw. wo er im Rahmen der privaten Korrespondenz auch anderweitig einen Stilwechsel zum gehobenen Ausdruck vornimmt. Die "vollen" Infinitive werden auch in der Korrespondenz mit der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt präferiert. [15]

Diese stilistische Unterscheidung ergänzt sich mit der Rechtschreibung von attributiven Endungen -eren (neutral) statt -ern (gesprochen), [16] Dativendungen -e (cf. Nekula 2002a) u.a.m. Die Orthographie ist auch durch die (Möglichkeit der) Aussprache bestimmt, v.a. im Falle der unsynkopierten Genitivformen: des Sichausziehens, meines Vorgehens (B-326). Dies unterstreicht die Bedeutung der rhythmischen (akustischen) Eigenschaften von Kafkas Texten (dazu cf. auch Pasley 1995: 121ff.).

In der privaten Korrespondenz wird auch die umgangsprachliche Zusammenrückung der Klitika mit betonten Wörtern verschriftlicht: schnaufts, wenns gelingt, nimms nicht zu schwer, so kannst Du's (B-174; B-175; B-100; B-108) usw. Die Verwendung von spezifischen lexikalischen Einheiten mit oder ohne Apokope wie Fraun X Frauen, Langweile, Bäckerjung, Brück, Diel, pl. Haar, Tasch sowie Türe X Tür oder b[e]eile dich (B-138 X B-149; T-154/1063, B-45, 75; T-152/1014; T-127/28; T-148/934; T-127/9; T-131/177; T-139/523 X Rtg-15, S-40 u.a.; P-141/123) ist stilistisch motiviert. (Zur Synkope und Assimilation von einen > ein'n > ein und zur Apokope eine > ein cf. auch Nekula 2002a)

3.2 Morphologie

3.2.1 Nomen

3.2.1.1 Genus

Das immer wieder bemühte Kafka-Zitat aus dem Brief an Oskar Pollak "Prag lässt nicht los. Uns beide nicht. Dieses Mütterchen hat Krallen." kann auch als Motto für einen Bereich wie Grammatik stehen: eine Mutter bzw. ein Mütterchen zu sein fällt Prag im Tschechischen, wo die Bezeichnung der Stadt Praha feminin ist, leichter als im Deutschen, wo die Bezeichnung der Stadt ein Neutrum ist. Kein Wunder, dass der Name von Prag von Deutschen in Böhmen als Femininum gebraucht wurde. [17]

Demgegenüber ist die über die Artikelwörter oder die Kongruenz des (adjektivischen) Attributs erschließbare Genuscharakteristik von Substantiven bei Kafka meist korrekt, nur in einigen Fällen vom Hochdeutschen abweichend, wobei es sich in der Regel lediglich um Schwankungen in Kafkas Sprachgebrauch handelt wie [sie] bot ihr Brust zum gleichen Abhorchen hin, an den Brust X aus voller Brust; der Tür X durch seine kleine Gittertür (V-95 / T-131/178, T-148/904 X T-127/24; P-141/124 X S-40) usw.

Neben den regionalen Varianten (die Versäumnis, [18] der Polster, der Pacht, s Brezel, der Pult, der Akt 'die Akte', der Gehalt 'Lohn' [19]; cf. auch Krolop 1992: 50ff.) und spezifischen adverbialen Konstruktionen (eines Nachts; T-153/1043) ist hier der Einfluss des Tschechischen (das Einladung / pozváni- n., das Erklärung / vysvetleni - n., die Gedränge / tlacenice - f., die Vorteil / prednost, vyhoda - f.; P-136/50; T-134/286; P-136/57; P-139/99) nicht gänzlich auszuschließen, auch wenn mechanische Schreibfehler bzw. Wechsel der Erzählperspektive (eine [Menge >] Gedränge) ohne Artikelkorrekturen genauso wahrscheinlich, wenn nicht wahrscheinlicher sind. Diese Erklärung kann auch für andere Fälle genutzt werden: mit leicht ausgestrecktem [Arm >] Hand, ohne eine [Beleuchtung >] Licht, einen Detektiv[roman >]broschüre / die Detektivbrochure, in den Beratungs[raum >]zimmer, in eine der 3 im Zimmer verteilten [Unter-/Tassen >] Aschenbecher abzuschütteln (V-99/89; T-144/690; T-150/925 / T-965 (falls die Aussprache broschür anzunehmen ist, dann analogisch wie in die Akte / der Akt, die Spitze / der Spitz; dazu cf. Zehetner 1985: 121; P-203; T-129/90).

Abgesehen von der Möglichkeit, dass eine fehlerhafte Genuszuweisung nur auf einen Schreibfehlers zurückgeht (welche[r/s]), ist die über die anaphorische Wiederaufnahme erschlossene Genuscharakteristik auch deswegen weniger aussagekräftig, weil einerseits zwar derselbe Referenzbezug, nicht jedoch dieselbe grammatische Charakteristik vorliegen muss (so liegt bei ...das Mädchen, die ... eine constructio ad sensum vor; cf. Nekula 2000c), andererseits mehrere Bezugsmöglichkeiten bestehen:

Ähnlich problematisch sind auch die Selbstkorrekturen wie in die > das Mädchen, die > der Weg (Sa-165; Sa-332),da Kafka zunächst an eine andere Formulierung gedacht haben kann.

Eine Vielzahl von Beispielen, in denen statt eine nur ein vorliegt, wobei die Kongruenz bei adjektivischen Attributen korrekt ist, lässt sowohl an den Silbenschwund von eine zu ein und von einen zu ein als auch an den reduzierten Formenbestand des unbestimmten Artikels im Oberdeutschen (Bairischen) [20] bzw. Jiddischen denken, der im Bairischen im Nominativ für alle Genusformen, im Jiddischen in allen Kasus für alle Genusformen gleich lautet. Die Parallelen im Genus der vorliegenden "deutschen" und tschechischen Äquivalente dürften daher auch zufällig sein:

Dass man hier eher mit der Indifferenz des unbestimmten Artikels zu tun hat als mit Genus- oder Schreibfehlern, machen folgende Beispiele deutlich, wo umgekehrt eine statt ein gesetzt wird:

Die Indifferenz in der Verwendung von ein/eine/ein als Genusindikator (die Kongruenz der Attribute stimmt dabei mit dem Standarddeutschen überein) zeichnet das Oberdeutsche (Bairische) aus, das in Südböhmen, woher Kafkas Vater stammt, sowie zu diesem Zeitpunkt auch in Prag wirksam war. [21] Im jüdischen Ethnolekt des Deutschen, der noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Prag zu hören gewesen sein dürfte, könnte diese Erscheinung auf eine Interferenz aus dem Jiddischen zurückgeführt werden.Gegen diese zweite Möglichkeit sprechen bei Kafka ziemlich eindeutig vergleichbare apokopierte bzw. synkopierte und assimilierte Formen der Possessive, wie man sie im Oberdeutschen, nicht jedoch im Jiddischen vorfindet: sein Partei, sie nahm sein[en] Kopf an sich, sein Widerstandskraft (tschech. "odpor" - m.), spreche ich meine[n] Vorworf aus (tschech. "vytka" - f.), ihr Nase (tschech. nos - m.), so drückten sie mein Füße an den Boden, ihr Brust (T-129/99, P-142/146, P-144/178, T-127/19, T-135/302, T-127/15, T-131/178). Im Jiddischen müsste man aber mayner, mayne, mayns u.ä. benutzten, wie man es - ausnahmsweise - bei Hermann Kafka lesen kann (cf. Nekula 2000c).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Genuscharakteristik in Kafkas Texten durch Apokope, Synkope und Assimilation, Wechsel der Sprecherperspektive sowie Schreibfehler verzerrt und zum Teil auch regional (oberdeutsch) geprägt ist. Tschechische und jiddische Interferenzen in seinem Sprachgebrauch als Resultat der Entwicklung einer kollektiven Sprache sind schwer nachweisbar, wenn auch - am ehesten noch im Falle des Tschechischen - nicht vollkommen auszuschließen.

3.2.1.2 Deklination

Bei der Untersuchung der Deklination in Franz Kafkas Deutsch zeichnen sich einige Besonderheiten ab. So ist z.B. das Fehlen der Genitivendung -(e)s keine Ausnahme (Genitiv fehlt im Bairischen; cf. Zehetner 1985: 108), allerdings auch keine Regel, so dass es wohl eher als Schreibfehler aufzufassen ist:

Ähnlich dürfte auch das Fehlen des entsprechenden Genitivmerkmals beim Artikel interpretiert werden: die Ahnung eine[s] Lagers, Baldachin seine[s] Havelocks, die Sorgen den ganzen Publikums (T-147/861, T-148/ 945, T-135/320). Dagegen lassen sich Genitivendungen ausnahmsweise auch bei anderen Kasus finden: erfand er einen Tischlers, in das Sitzungszimmers, Im Regens, dem alten verwitweten Vaters (P-136/55, P-89, P-279, T-138/457). Die Übertragung der Genitivendung -s auf Feminina (eines Nachts war in Nebenzimmer ein Liebespaar; T-153/1043) ist hier nicht als Einfluss des Jiddischen zu verstehen, da sie auf Fälle des Typs des Nachts beschränkt bleibt, in denen dieser Genuswechsel auch im Standarddeutschen vollzogen worden ist.

Die synkopierten Formen der Genitivendungen, die in der Privatkorrespondenz vorkommen (des großen Buchs; B-300), werden in der amtlichen Korrespondenz sowie in der privaten Korrespondenz mit fremden, gesiezten Adressaten bzw. da, wo Kafka auf Distanz geht und auch sonst "gehoben" formuliert, aus stilistischen Gründen gemieden: eines einwöchigen Krankenurlaubes, des Magistratsbezirkes, eines Betriebes, jedes Unfalles, meines festen Verbandes (A-175, A-187, A-294, A-294, B-80) usw. Dies weist auf stilistisch sichere Beherrschung des Deutschen hin.

Neben den bei Kafka üblichen Formen des Dativ Singular ohne Endung findet man bei ihm auch die mit der Endung -e, und zwar nicht nur in spezifischen Wendungen wie nach Hause, sondern - vor allem in der Korrespondenz mit der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt, d.h. stilistisch motiviert - auch in anderen Fällen (vor allem nach Präpositionen):

Nicht nur in der privaten Korrespondenz, [22] sondern auch in der Korrespondenz mit der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt [23] sowie im Aufsatz Die Arbeiterunfallversicherung und die Unternahmen (1911), der von Hermsdorf auf Kafka zurückgeführt wird, finden sich jedoch in frequentierten Wendungen auch modernere Formen wie im entscheidenden Augenblick (A-162). [24]

Das Fehlen der Dativendung im Plural ist ähnlich zu interpretieren wie das Fehlen der Genitivendung im Singular, d.h. es kann einerseits als Schreibfehler gelten, andererseits ist zu beachten, dass es diese Endung im Süddeutschen (cf. Zehetner 1985: 110) bis auf spezifische Dialekte nicht gibt: mit den Diener[n], den Leute[n], bei allen alten Südländer[n], zwischen Väter[n], von den Dörfer[n], mit den Seitenlichter[n], aus den flachen Kamine[n], Ausrufe von Schmeichelname, in zwei Reihe[n] (P-140/114; T-131/180, P-60; T-133/244; T-135/312; T-140/551; T-151/999; T-150/976; T-136/381; T-154/1048).

Neben österreichischen bzw. oberdeutschen Pluralformen (der Polster, Plural Pölster 'das Polster, die Polster'; der Akt, Plural Akten 'die Akte, die Akten'; der Balkon, Plural Balkone 'der Balkon, die Balkons'; das Lampion, Plural Lampione 'der Lampion, die Lampions', der Bogen, Plural Bogen 'der Bogen, die Bögen'; B-155, 155; cf. auch Krolop 1992: 50f.) findet man bei Kafka auch binnendeutsche Formen wie r Pneumatik (-s) (Tgb-22). Im Plural der Substantive auf -el, -er, der im Hochdeutschen nur bei einigen Wörtern wie Schulter (-n), Partikel (-n) u.a., im Oberdeutschen (Bairischen) aber öfters mit -n gebildet wird, findet man bei Kafka neben den Formen mit -n [25] auch hyperkorrekte Formen ohne Endung: die Verbreiterung der Arme und Schulter[n], gegen alle Regel[n] (T-150/965, B-63). Dialektal geprägt sind auch weitere Pluralendungen: noch 8 Tag, [26] Den Kopf im Kragen die Haar[e] unbeweglich um den Schädel geordnet, [27] die Haarsträhne[n] welche die Wangen entlang laufen (T-137/411). Bei Haar und Tag lassen sich außerdem Parallelen im Jiddischen feststellen; so auch bei Dunkel der Fauteuils und Körpers. [28] Andere Unregelmäßigkeiten gegenüber der Pluralbildung im Hochdeutschen können als Anlehnung an produktive Typen verstanden werden: (sie) verließen ihre Plätzen, jene fremden Lebensverhältnissen, ihre Händen, ohne Jalousien, Vorhängen und Scheiben (T-131/164, T-134/288, T-145/747, K-149/961).

Bei den Pronomina und Artikelwörtern lässt sich bei Kafka das Zusammenfallen der Formen des Akkusativs und Dativs (Maskulina) feststellen:

Parallelen hierzu lassen sich im Oberdeutschen (Bairischen; dazu Zehetner 1985: 111) und Jiddischen finden, wobei im ersteren Fall auch die oberdeutsch geprägte Rektion der Präpositionen im Spiel ist.

3.2.1.3 Rektion und Kongruenz in der Nominalprase

Die Zusammenfügung der Präposition und des Artikels wird oft gemieden: in dem noch ein wenig fortlaufendem Genusse, zum dem einen Ausgang (V-97/63; T-134/285; so auch bei Julie Kafka, cf. Nekula 2000c, 2002b). Dies ist sowohl zeitlich als auch stilistisch motiviert. Zusammengefügte Formen findet man in der privaten Korrespondenz besonders bei der Simulation der direkten Rede (hinterm Korb, hinterm Schrank; B-198, B-199), ausnahmsweise jedoch auch in den Schreiben an die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt: beim königlichen böhmischen Landesauschusse (A-178) u.a.

Relativ häufig und daher aussagekräftig ist die regional (oberdeutsch, bairisch) geprägte Rektion der Präpositionen (zu mit und in cf. Zehetner 1985: 110):

Der Plural deadjektivischer Substantive ist in einer Reihe von Fällen durch das Fehlen der Endung gekennzeichnet, das zwar in der Stellung hinter alle damals wohl möglich war (cf. Duden 1984: 292f.), das jedoch - auch unter Einbeziehungen der anderen Fälle - als eine früher im Ethnolekt des Deutschen etablierte Interferenz aus dem Jiddischen (cf. Lockwood 1995: 37) gelten könnte: Ihre Bekannte[n], die Stammgäste und Angestellte[n] des Kaffeehauses, alle Gelehrte[n] (P-136/50, T-132/207, T-135/354). Dagegen haben einige Substantive, die im Nominativ Singular auf -e enden, Endungen analog zu Adjektiven: in ganzer Größer, auf der kleinen Bühnen, ein sehr lieber Junger (T-128/54, T-129/97, T-136/384). Die Form an der Hüften (T-149/954) ist als bairische Form die Hüften zu verstehen.

Die Adjektive nach dem (un)bestimmten Artikel oder einem anderen Artikelwort fallen im Dativ Singular maskulin durch die Endung -m auf (wie in von einem fest zugeknöpftem Rock), wie man es häufig in Schulaufgaben bairischer Kinder vorfindet. Auffällig ist auch die öfters vorkommende Kongruenz des Typs die rechten Hand // eine niedrigen Treppe, da ein Schreibfehler in diesem Falle weniger wahrscheinlich ist. Aus heutiger Sicht fehlerhafte Kongruenz, die als Schreibfehler zu erklären wäre (ein zur Schau gestellte[s] Pferd), kommt bei Kafka selten vor - häufiger nur im Plural wie in keine eigentliche[n] Betten, wobei diese Formen auch im Bairischen vorhanden sind:

Im Falle eines Attributs aus mehreren Adjektiven ohne Artikel sind im Dativ Singular Kombinationen von -m und -n (in unverständlichem, daher etwas strengen Italienisch, Mädchen mit hohem dünnen Hals, mit verlegenem aber lauten Lachen; Rtg-36; Rtg-38; P-142/138) zu verzeichnen, wie es früher der schriftsprachlichen Norm entsprach (cf. Duden 1984: 298), bzw. -n und -n (mit hellgrauen hochgekrempelten Hut, mit verschiedenen Baumgruppierung, zu möglicherweise notwendigen augenblicklichen Gebrauch; T-141/592; T-148/936; V-96/46. - Zur Rektion von mit cf. Nekula 2002a).

3.2.1.4 Zusammenfassung

Sowohl das Genus (wie im Falle von der Akt, das Brezel, der Gehalt (Lohn), der Pacht, der Polster, der Pult, die Versäumnis u.a.m., wobei die Genuscharakteristik oft durch die im Oberdeutschen spezifische Apokope bzw. Indifferenz des unbestimmten Artikels entstellt wird) als auch der Kasus (häufiges Fehlen der Genitivendungen im Singular und Dativendungen im Plural, Deklination der Pronomina und der Artikelwörter, Rektion der Präpositionen) und der Numerus (spezifische Pluralformen) sind oberdeutsch geprägt. In einigen Fällen reflektiert Kafkas Deutsch möglicherweise Genusinterferenzen aus dem Tschechischen, die jedoch nicht individuell, sondern gruppenspezifisch sein dürften. In Ausnahmefällen gibt es Parallelen zu Pluralformen und Deklinationsformen im Jiddischen. Diese sind jedoch in der Regel anders, vor allem als oberdeutsche Formen zu deuten.

Stilistisch aktiv genutzt werden die damals noch lebendigen Dubletten im Genitiv und vor allem im Dativ Singular sowie die Nicht/Verschriftlichung der Synkopen im Infinitiv und in Endungen der Adjektive auf -ern. Zeitgemäß ist auch die Kongruenz der attributiven Adjektive ohne Artikel.

Hyperkorrekte Formen und mechanische Analogien bei der Kongruenz des Adjektivs mit dem Substantiv signalisieren Kafkas Unsicherheit in diesem Bereich, die - ähnlich wie beim Plural der Substantive - für oberdeutsche Sprecher typisch ist.

3.2.2 Verb

Neben bereits veralteten Formen wie gieng(e) X ging, fieng(e), hieng (Rtg-16, 29; P-141/124, 142/146; B-35, 38, 48, 58, 65, 84, 107, 109, 150, 111, 116, 118, 126, 310 X B-147, 168, 187, 188; P-144/178, B-48, 116; P-145/188, 145/195. B-80) [29] sowie (er/es) räth, giebt X gibt (Rtg-37, T-963; B-50, 93 X B-64, 99), sind in der Konjugation bei Kafka auch damals progressive Formen wie (du/er) erschreck(s)t (Ges-32) [30] festzustellen.

Kolloquiale Formen gibt es v.a. in der 1. Ps. Sg. bzw. im Imperativ als Signal der Vertraulichkeit, Nachdrücklichkeit, Kolloquialität bzw. in den Kontaktformeln und bei der Simulation der gesprochenen Sprache besonders in der frühen (privaten) Korrespondenz mit M. Brod:

Regional bedingte Besonderheiten gibt es in der 2. und 3. Ps. Sg. Ind. Präs. wie wenn Du [er] mich so nach Berlin einladest / einladet (B-385) [31] vs. der [...] hinfährt [32] sowie im Perfekt bei gesessen, gestanden, gelegen sein (cf. auch Krolop 1992: 51, Duden 1996), besonders jedoch bei der Bildung des Indikativ Perfekt Passiv wie in Ich bin so erschreckt werden, ich aber bin noch nicht entehrt und bin doch zu meiner Handlungsweise nur durch Willen gebracht werden, bin ich erzogen werden, wäre Bagration vernichtet oder zur Kapitulation gezwungen wurden (P-135/47, P-140/113, T-127/19, T-145/760) und im Falle des fehlenden Hilfverbs beim Perfekt im Nebensatz (Karl der schon nahe daran gewesen [war], er kann auch nur ähnlich gewesen [sein]; V-93/17, P-142/142), was sich auch bei Julie Kafka feststellen lässt (cf. Nekula 2000c, 2002b).

Bei der Kongruenz des Prädikats mit dem Subjekt gibt es in Kafkas Texten einige Besonderheiten, die Parallelen im Tschechischen haben; so besonders die formale Kongruenz nur mit dem letzten Glied beim mehrgliedrigen Subjekt (Singular statt Plural) sowie die logische Kongruenz im Falle des Subjekts im Singular, das durch eine mit-Präpositionalphrase ergänzt wird (Plural statt Singular): Meine Eltern und ihr Gefolge war[en] bis jetzt von meinem Vorwurf bedeckt, Ich und Franz will, Im Nebenzimmer unterhalten sich meine Mutter mit dem Ehepaar Lebenhart; So es war [Perspektivewechsel?] nur 2; Die Gesellschaft [Inferenz zu "sie"?] warten (T-127/19, T-131/167, T-137/412; T-127/15; T-130/129).

Insgesamt ist festzustellen, dass die morphologisch spezifischen Verbformen sowie ihre syntaktisch spezifische Verwendung süddeutsch geprägt sind, wobei bei der Kongruenz mit dem Subjekt Parallen zum Tschechischen festzustellen sind, die jedoch auch anders, d.h. nicht als Interferenz, zu erklären sind.

3.2.3 Wortbildung

Es hätte wenig Sinn, alle Wortbildungsmöglichkeiten und -varianten zu prüfen, die sich Franz Kafka - wie andere deutsche Muttersprachler - nutzbar macht. Charakteristisch für seine Sprache sind im Bereich der Wortbildung die Großschreibung und die Fugenelemente bei Zusammensetzungen, die Diminutive und die spezifische Verwendung von -ig /-lich bei Ableitungen.

Die Großschreibung der beiden Elemente einer Zusammensetzung (ohne Bindestrich) kann einerseits so verstanden werden, dass eine solche Zusammensetzung dem Autor in ihrer schriftlichen Form nicht geläufig war, wie es bei Kafka in Dorf-Winterarbeit, Anfangs-Grundgehalt, Ellenbogen-Männer, Zauber Psychiater (O-50, A-179, B-333, B-402) oder bei Kafkas Mutter in Weihnacht Feiertage (14/12/1917) der Fall ist [33] (dagegen sprechen Beispiele von frequenten Wörtern wie LebensJahr, SonnenLicht, HauptAltar, MietPartei, HosenTasche), andererseits als Versuch die Bedeutung der beiden Glieder zu aktualisieren (so zum Beispiel auf einem der Grabsteine in Osek aus dem Jahre 1872: im 46. LebensJahre):

Parallelen gibt es übrigens auch im Frühneuhochdeutschen (cf. Bergmann/Nerius 1998/1: 71), in dem die Schreibweise bei Zusammensetzungen noch nicht stabilisiert war, sowie im Jiddischen bei Namen und Berufsbezeichnungen (David-Léyb, Bashévis / Bas-Shéves; jiddische Beispiele nach Lockwood 1995: 11).

Einerseits benutzt Kafka Wörter, die es im Hochdeutschen und Binnendeutschen ohne Fugenelemente gibt, mit Fugenelementen wie FensternRand, Werkstage, ZugsVerbindungen, Ausnahmstag, Fabrikschef, Sägenwerksbesitzer (P-136/53, P-52/2, T-133/230, B-456, B-117, B-113) u.a., andererseits weiß er offensichtlich, dass das Fugenelement -s-, das er durchaus auch dem Standard entsprechend (Anstaltsfrage, Augenblicksbrief, widerspruchslos, Leidenszeit, Professorsfamilie, Gehaltsfrage, Gehaltserhöhung u.a.; B-207, 214, 229, 388, 389, 326, 74) bzw. schwankend (Konceptbeamten / Konceptsbeamten / Conceptsbeamten, Konzeptsdienst, Rangclasse / Rangklasse / Rangsklasse; A-176 / A-176 / A-176; A-176; A-142 / A-179 / A-179, A-181) benutzt, als Austriazismus gelten kann (cf. Ebner 1980: 221), so dass er es nicht nur korrekt (Hilflosigkeit, Vernunftheirat, Vernunftgründe, Wohnungsuchen, Aufzugtüre, Mittagessen, Rücksichtnahme u.a.; B-221, 228 (2mal), 148, 149, 116, 189), sondern hyperkorrekt auch da tilgt, wo das Fugenelement hingehört. Dabei ist zu bemerken, dass alle Kombinationen -ss- bzw. -sz- u.ä. auch als Assimilation von -ss- > -s- bzw. -sz- > -s- u.ä. verstanden werden können (cf. auch Nekula 2002a):

Selbst dem, der sich mit Kafka wenig befasst hat, ist Prag als "Mütterchen" mit Krallen bekannt. Charakteristisch ist bei Kafka allerdings nicht die Form der Diminutive, die bis auf Ausnahmen - wie Mizzi/Mieze/Mizzerl/Mizziken (Sa-186, Sa-300) bzw. Tüchelchen (S-344) - auffallend regelmäßig (d.h. ohne regional spezifische Diminutivsuffixe und ohne Reduplikation von Diminutivsuffixen [34]) gebildet werden, sondern deren Repertoire und Frequenz:

Hier liegt ein Hinweis auf die besonders hohe Frequenz der Diminutive im Wienerischen nahe, die u.a. auf den Einfluss der slavischen Sprachen (in Österreich auch des Italienischen) zurückgeführt wird (cf. Dressler/Barbaressi 1994). Dies scheint - mit dem Blick auf das Jiddische mit zwei Diminuierungsstufen [35] und slavischen Suffixen - auch in Böhmen der Fall zu sein, auch wenn die höhere Frequenz der Diminutive in der Umgangssprache im Süden auch außerhalb der deutsch-slavischen Kontaktzone zu verzeichnen ist. Diese mag die Quelle dieses Merkmals von Kafkas Deutsch sein, wie dies auch die Formen Häuser und Häuserchen (B-150) zeigen.

Wichtig ist jedoch, dass Kafka Diminutive bewusst als Charakterisierungsmittel verwendet (so zum Beispiel bei der Charakterisierung der Frauen im Schloss, und zwar nicht nur über die Diminuierung ihrer Namen wie Mizzi, Pepi usw., sondern auch über die Diminuierung von Gegenständen, die denen sie zu tun haben; cf. Nekula 1998a) und diese insgesamt reflektiert einsetzt.

Kafkas Verwendung einiger Ableitungen weist gegenüber dem Usus der deutschen Schriftsprache - vor allem in der Verwendung der -ig/-lich-Suffixe - Besonderheiten auf: [36]

Das vorletzte Beispiel ließe sich - psycholinguistisch ausgedrückt - auch als antizipatorischer Fehler interpretieren, während die anderen als regionale Besonderheiten von Kafkas Deutsch zu verstehen sind. So sowie als (falsche?) Analogien bzw. Ad-hoc-Bildungen lassen sich andere Ableitungen deuten: Eizelnheit, (sie) hat abtelephoniert ("telefonisch abgesagt"), ich habe schon abtelegraphiert, die Baumischen, wo ich 1 1/2 Stunden versitze, ein Buch [...], das vor Interessantheit nur so brannte (B-315; 432; 380; 106, 108; 106 (tschech. "pro-sedet"), 76).

Sowohl die Form der Ableitungen (Fugenelemente) als auch die Art und Weise ihrer Verwendung (Diminutive) ist süddeutsch geprägt. Die Großschreibung in den Zusammensetzungen, die Verwendung von einigen Ableitungen, vor allem aber Schwankungen und Verwendung von hyperkorrekten Formen zeugen davon, dass Kafkas Deutsch in diesem Punkt gegenüber der Schriftsprache spezifisch ist bzw. gewisse Defizite aufweisen dürfte.

3.3 Syntax

Als Resultat möglicher Interferenzen gelten in der Sprachkontaktforschung bzw. in der deutsch-tschechischen Fehlerlinguistik Verwendung von spezifischen Satz- und Phrasenmuster, Subjektellipsen und spezifischen Wortfolgevarianten und Konnektive sowie Besonderheiten beim Ausdruck der Determination. Diese Erscheinungen fielen in der Regel bereits in der Sprache von Hermann und Julie Kafka auf und sind z.T. auch bei Max Brod sowie in der Sprache der jüdischen Gemeinde in Prag feststellbar. Vor diesem Hintergrund sind sie, falls sie überhaupt auf Inteferenzen zurückgeführt werden können, grundsätzlich als gruppenspezifische Merkmale zu verstehen.

Satzmuster, die als Pragismen und Bohemismen gelten können wie an etw./j-n vergessen (P-35-9, 45-27, 122-5, 180-5, 244-1, 265-2, B-50, 51, 72, 76), [37] werden auch als Austriazismen interpretiert, [38] die außerhalb von Österreich "jüdisch" wirken (cf. Krolop 1992: 54). Gewisse Parallelen zum Tschechischen im Bereich der Satz-/ Phrasen- und Wortstruktur lassen sich allerdings doch feststellen:

Da das Deutsche bei Kafka dominant war, sind die Parallelen zwischen den Satzmustern im Deutschen und Tschechischen (im Unterschied zur Beeinflussung des Tschechischen Franz Kafkas durch deutsche Satz- und Phrasenmuster; cf. Nekula 2000a) gerade im Falle der Schwankungen an / auf sowie auf / bei, für, zu als gruppenspezifische, d.h. nicht auf Kafka selbst direkt zurückzuführende Interferenzen zu deuten, die außerdem nicht nur in Prag, sondern in der Regel auch in deutschen Dialekten in Böhmen bzw. in den südlich anliegenden Gebieten feststellbar sind. Dafür spricht auch die Tatsache, dass diese Fälle von Max Brod bis auf Ausnahmen (so zum Beispiel an > auf etw./j-n vergessen) nicht korrigiert wurden.

Manche der Subjektellipsen bei Kafka sind - so besonders in der 1. Ps. Sg./Pl., wo man ihnen im gesprochenen Deutsch begegnet - durch Wiederholung des Subjekts bzw. durch den Telegrammstil des Tagebuchs bedingt: [40]

In anderen Fällen (im Haupt- sowie im Nebensatz) sind - wie bei Hermann und Julie Kafka - Parallelen zum Tschechischen als pro-drop-Sprache erkennbar (heute ist kalt / warm / heiß u.a.; cf. Krolop 1992: 55), wobei diese Fälle - auch im Hinblick darauf, dass sich Kafka beim Schreiben privater Briefe an der gesprochenen Sprache orientiert (cf. Nekula 2002a) - wohl als regional gruppenspezifisch einzuordnen wären:

Neben der Subjektellipse und den Auslassungen, die als Versehen bei der Niederschrift des Textes zu verstehen sind, fällt das Fehlen des Hilfsverbs im Perfekt im Nebensatz (so auch bei Julie Kafka; cf. Nekula (2000c, 2002b) und im Passiv auf (cf. Nekula 2002a). Beim Perfekt dürfte es sich um eine Erscheinung handeln, die in Österreich auch in Texten anderer Autoren wie Thomas Bernhard vorliegt:

Das Fehlen von trennbaren Präfixen und Infinitivpartikeln, für die es im Tschechischen kein lexikalisches Äquivalent gibt, sowie defekte Infinitivkonstruktionen mit zu könnten die Einwirkung des Tschechischen auf das Deutsche in Böhmen indizieren. Dieses macht sich auch in Kafkas Deutsch bemerkbar. Dieses Fehlen wäre jedoch auch als Schreibfehler oder Kolloquialismus zu verstehen: [...] ich sondere ziemlich gut [aus]; [...] gehen wir eine kleine Gesellschaft von 3 Betrogenen ins Variete [um] uns [zu] unterhalten / [...] ohne einen Blick für uns [zu] haben / [...] um es hinaus[zu]tragen / [...] um dir eine rasch eine Freude [zu] machen; [...] beim Vorwürfemache, den Mund aber auch das ganze Gesicht süßlich zusammenziehen (B-359; B-58 / T-134/279 / T-142/564 / T-130/155; T-151/991).

Dagegen handelt es sich bei einer Reihe von fehlenden Reflexivpronomina offensichtlich nur um Schreibfehler. Eine Beeinflussung durch das Tschechische ist hier im Unterschied zu den Fällen bei Julie Kafka (cf. Nekula 2000c, 2002b), auszuschließen, da entsprechende Verben im Tschechischen Reflexiva sind: Der Onkel befand [sich] immer in Eile [...] (im Hintergrund wohl die Konstruktion mit "sein") / [...] und der Mann setzte [sich] auf den Sessel [...] / Da erinnerte [sich] K. daß [...] (P-140/118 / V-93/10, T-138/467 / P-134/28) In den Fällen, wo die Reflexivpartikel nicht mit der Person bzw. dem Personalpronomen im Subjekt kongruiert [42] oder wo es zu Verwechslungen der Reflexivpronomina sein und ihr kommt, [43] zum Teil auch da, wo das Possessivpronomen gänzlich fehlt, drängen sich Parallelen im Tschechischen auf, das den Usus des Deutschen in Böhmen ins Schwanken bringen konnte: ich erhob sich von dem Kanapee; der auf ihre Kinder stolze Körper der Frau (statt eher "der auf seine Kinder stolze Körper der Frau"); [44] ich wollte mich nachsehen (vielleicht ein Zeugma mit "sich umschauen"); sie half ihm ihn auszuziehen (tschech. "pomohla mu ho // se vysvléct") (statt eher "sie half ihm, sich auszuziehen"); [45] daß man auf [seinem] Oberschenkel die Narbe [...] sah (T-141/589; Rtg-34; T-141/589; T-138/456). [46]

Auffällig sind in diesem Zusamenhang Formen nicht statt nichts: Das ist lieb von Dir und sehr behaglich zu lesen, aber ist doch nicht für mich; Und daß sie doch nicht mehr verlangt, als daß Du kommst (B-333; B-439).

Hinsichtlich der Wortfolge sind Franz Kafkas Texte im Vergleich mit der (ausnahmsweisen) Auflösung des Satzrahmens und der spezifischen Wortstellung der Pronomina in den Texten seines Vaters sowie der "adverbialen" Wortfolge nach der Konjuktion und in den Texten seiner Mutter (cf. Nekula 2000c, 2002b) weniger "auffällig", durch den umgangssprachlichen Usus, zum Teil sicherlich auch durch die spontane Entstehung der Texte und den Wechsel in der Äußerungsperspektive beim Schreiben geprägt:

Für einige Wortstellungsvarianten gibt es Parallelen auch im Tschechischen: (er) saß genug bequem auf einem Sessel (statt eher "bequem genug"); die ähnlich dem meinigen sein sollten (statt eher "die dem meinigen ähnlich sein sollten"); K. sagte dazu nichts, aber es war nicht eigentlich die Wärme (statt eher "K. sagte nichts dazu, aber es war eigentlich nicht die Wärme"). Andere Formen sind dagegen stilistisch bedingt: Rat wegen Deines Bruders Hochzeit (B-438).

Was die Determination betrifft, finden sich in Kafkas privaten Briefen - stilisierend auch in literarischen Texten [47] - einerseits Artikel bei Eigennamen wie Fortschritte der Helene, Aussprüche der Vera, wegen des Novak, (sie) würde den Marschner, an den Matras schicken, dem Matras schreiben, zur Ottla fahren (O-139, O-139, B-64, B-75, B-75, B-75, B-159), wodurch sich auch Hermann und Julie Kafkas Deutsch auszeichnet, andererseits fehlen - so auch bei den Eltern - bestimmte sowie unbestimmte Artikel oder andere Artikelwörter häufig - unter Umständen auch unter dem Einfluss des artikellosen Tschechischen - in Verbindungen wie paar Tage X ein paar Tage, paar Hefte / Blumen / alte Damen / Sätze / Stunden, mit paar Zeilen, paar Seiten / Augenblicke / Gedichte / paar hübsche Sachen X ein paar Stellen, paar Worte bzw. blickte er [ein] wenig erschreckt (O-149, B-125, 202, 302, 309, 312, 315, 329, 333, 356, 369, 384, 417, 428, 433, 433, 450, 450 X B-67, 83; B-422 / B-431 / B-272, 273 / B-417 / B-146; B-162; B-113 / B-199 / B-77 / B-49 X B-110; B-438, 451, P-37/22; P-144/176) [48] sowie in anderen Fällen:

Dabei fällt auf, dass es selbst bei dem prominenten Beispiel für Kafkas angebliches Prager Deutsch wie paar Tage auch ein Gegenbeispiel ein paar Tage gibt (s. oben), das beweist, dass Kafka - ähnlich wie Brod [49] - im Stande war, diesen Aspekt seiner Sprache zu reflektieren und nach Bedarf zu korrigieren. Bei Dora Diamant findet sich im übrigen die Form ein paar Worte (B-452), was die Schlussfolgerung zulässt, dass Kafkas Sprachgebrauch für sie nicht prägend war oder aber nicht dringend "Pragismen" enthielt bzw. dass diese - auch von ihm - als solche wahrgenommen wurden. Denn es ist unwahrscheinlich, dass Dora, die schreibt, dass "dies [[...]] noch so ganz fremde Deutsch [ihr] garnicht gehorchen" (Brod/Kafka 1989/2: 452f.) will, Kafka nicht über ihren sprachlichen Ausdruck konsultierte.

Die Fälle, wo der Artikel nach der Präposition (vor allem nach den Präpositionen in, von) fehlt, ließen sich als Einverleibung (Assimilation) des oberdeutsch geprägten (unbetonten) Artikels in die Präposition interpretieren, wie sie in deutschen Texten bairischer Muttersprachler beim Substantiv ohne Attribut vorliegt (zum Bairischen cf. Zehetner 1985: 112).

Im Bereich des Satzgefüge sieht man Pragismen bzw. Austriazismen in der spezifischen Verwendung der Konjuktionen bis mit der Bedeutung "sobald, wenn" [50] und trotzdem mit der Bedeutung als "obwohl, obzwar, obschon", auch wenn dies im Falle von trotzdem problematisch ist: [51]

Ähnlich sieht zum Beispiel Cermák - auf Grund der Korrekturen von Max Brod - Austriazismen bzw. Beeinflussungen durch die tschechische Syntax auch bei Kafkas Frage- und Relativpronomina wie auf was, um was statt worauf, warum (cf. Cermák 1997: 282), auch wenn diese nicht nur bei Hermann und Julie Kafka (cf. Nekula 2000c, 2002b), sondern auch in der deutschen Umgangssprache durchaus möglich sind. Im Tschechischen gehören jedoch diese Konstruktionen der Schriftsprache an, was sich in Böhmen auf den Usus (Frequenz, Stil) der deutschen Äquivalente - so auch bei der Verwendung der Relativa mit Korrelat und des allgemeinen Relativum was - auswirken konnte: sei mir nicht böse wegen dessen, was ich jetzt sage (B-297).

In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass das Relativpronomen welcher wie in von seinem Vater her, welche[r] durch Cigarettenverteilung alle die niedrigern Angestellten gewann (V-93/15) bei Kafka dem damaligen Usus entsprechend häufig vorkommt und - mit umgangssprachlichen Modifikationen (so auch Julie Kafka; cf. Nekula 2000c, 2002b) bzw. in Konkurrenz zu was für ein [52] - in diesem Sinne als geläufig einzuordnen ist. Eine ähnliche Konkurrenz ist in Kafkas Deutsch auch für Relativa was // das und Konjunktionen als // wenn, wie festzustellen: Angst vor dem, das ich so liebe; Übrigens hatte ich schwächliche Ausreden zu allem, nur zu dem einen nicht, wenn sie sagte, daß sie im Grunde auf alles verzichte [...]; [...] gerade wie ich über Deinen Brief nachdachte, den ich mittag bekommen hatte (B-417, 439, 63).

3.4 Lexik

Es besteht kein Zweifel, dass Kafkas Sprache etliche lexikalische Austriazismen wie Sessel für 'Stuhl' (B-308), Tasse für 'Tablett', laufen für 'gehen', springen für 'laufen' (cf. auch Thieberger 1979: 13ff., Krolop 1992: 55f.) u.a. enthält, die bei der Interpretation sowie bei der Übersetzung Schwierigkeiten machen können. Krolop (1992: 50f.) bietet gar eine Liste von reichsdeutschen und gemeinösterreichischen Sprachfakten an, die in Kafkas Texten feststellbar sind:

Abgesehen davon, dass einige der von Krolop genannten lexikalischen Austriazismen wie die Tür absperren, Verkühlung / verkühlen, Leintuch, Auslage (O-41; B-315, 436, 450 (so auch bei Brod; B-338); O-144; O-140), Kamin, Kasten, Schaff u.ä. regional süddeutsch sind bzw. im Süden (einige Formen wie Hausmeister sind nicht mehr regional markiert) und in Prag - wie hübsch (B-42, 46, 48, 49, 79, 101, 163, 339, 341 usw. X schön in B-339; cf. auch Brod: B-171 u.a.; cf. dazu auch Nekula 1997) - nur präferiert bzw. spezifisch verwendet werden, [56] ließe sich diese Liste im lexikalischen sowie im phonologischen, morphologischen und syntaktischen Bereich fast beliebig ergänzen und spezifizieren:

Lexikalische Austriazismen, [57] die am ehesten als solche erkennbar sind, waren für Kafka - wie bereits angedeutet - auch unmittelbar erfahrbar:

So überrascht nicht, dass binnendeutsche Formen wie Treppe, (Zimmer)decke, Diele (L-52, B-297; O-143; T-148), auch in der privaten Korrespondenz gegenüber österr. Stiege, Plafond, Vorzimmer präferiert werden oder zumindest mit ihnen - zum Teil auch je nach der Domäne - konkurrieren: Buereau / Büreau / Bureau X Kanzlei, in erster Linie (V-94/28 / B-36, 187 / O-23, 22, 31, 39, B-41, 42, 48, 49, 59, 66, 66, 71, 72, 75, 80, 83, 84, 100, 103, 114, 116, 126, 145, 183, 186, 187, 219, 310, 325, 327, 370, A-123, 123, 177 X A-175; A-294), Ersuchen, Ansuchen X Gesuch, Bitte (um), Gehaltserhöhung X öst. Vorrückung (B-325; B-74 X B-326) u.a.m.

Sieht man von allgemein verbreiteten Entlehnungen aus dem Tschechischen wie Pawlatsche oder Schmetten (O-21; B-63), tschechischen Personen- und Ortsnamen wie Stechowitz, Dobrichowitz X Dobrichowitz, Cernosic, Lucerna, Benesau, Stasa X Wltschek (B-64, 78; B-64 X B-78; B-45; B-72, 174; B-377; B-351 X B-231) u.ä. [58] bzw. auch tschechischen Zitaten und Zitatwörtern ab, so sind lexikalische Bohemismen in Kafkas deutschen Texten kaum feststellbar, auch wenn Kafka im Stande ist, tschechische Texte zu verfassen und in deutschen Texten tschechische Zitatwörter zu verwenden oder auch ganz zum Tschechischen zu wechseln cf. Nekula 2000a). Umgekehrt sind im Tschechischen nicht nur deutsche Zitatwörter und adaptierte Germanismen, sondern auch andere lexikalische Interferenzen aus dem Deutschen nachweisbar.

Auch und gerade Kafkas juristische Fachsprache, vor allem die Terminologie, ist von österreichischen Varianten geprägt, die Krolop (1992: 50f., 52f.) auflistet:

Manche von diesen Ausdrücken wie mit Rücksicht auf, behufs, darnach (A-186; A-185) kennzeichnen das (ältere) Amtdeutsch im allgemeinen. Auch diese Liste von Krolop ließe sich weiter ergänzen und spezifizieren, wobei mir wichtig erscheint, dass sog. Austriazismen oft neben den binnendeutschen Varianten verwendet werden:

Kafka verfügt übrigens - ganz ebenso, wie es gerade für das Deutsche deutlich wurde - auch über stilistische Feinheiten des Amtstschechischen (cf. Nekula 2001b) und zwar nicht nur im terminologischen Bereich (cf. Nekula 2000a). Sein Beruf hat ihn also im sprachlichen Sinne wesentlich geprägt. Es ist daher kein Wunder, dass wiederum amtsdeutsche Termini und Wendungen auch außerhalb der Berufsdomäne vorkommen wie in Bitte rücksichtlich des Einheizens (Rtg-14) u.a. Die Beantwortung der Frage, inwieweit dadurch der Stil seiner literarischen Texte geprägt ist (cf. Thieberger 1979: 186), und inwieweit dieses Merkmal für die Interpretation literarischer Texte relevant ist, bleibt eine Aufgabe für die Literaturwissenschaft.

3.5 Jiddisch

Das Jiddische kann für Kafka nicht nur beim Gastieren jiddischer Theatergruppen, sondern auch als Residuum eines Ethnolekts des Deutschen - in Form von Aussprache - sowie von morphologischen und lexikalischen Besonderheiten - in seiner Umgebung erfahrbar gewesen sein. [59] Ob Kafkas Deutsch durch das Prager Judendeutsch reichlich getönt war (cf. Politzer 1950: 280), ist aber problematisch. Zwar charakterisiert Kafka in einem Brief an Milena Jesenská seine Sprache folgendermaßen: "dieses "nur" ist nämlich nur ein prager-jüdisches nur". [60] Doch lassen sich mögliche lexikalische Jiddismen wie über die Brück fahren, in der kalten Diel den Boden waschen, Tasch u.a. bis auf Vorworf [61] auch als oberdeutsche Dialektalismen interpretieren (cf. Nekula 2002a). Dies trifft zum großen Teil auch für den Bereich der Morphologie zu, vor allem für die Indifferenz des unbestimmten Artikels, Dativendungen im Plural, Deklination der Pronomina und Artikelwörter, einige Pluralformen des Substantivs sowie die Kongruenz im Rahmen der Nominalgruppe (cf. Nekula 2002a), wo die Parallelen zum Jiddischen auch mit dem Hinweis auf das Bairische erklärt werden können, bzw. für die oben angeführten Parallen zwei Quellen angenommen werden könnten.

Anklänge des Jiddischen lassen sich aber auch nicht vollständig ausschließen, denn noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in Prag ein jiddisch/hebräisch "getönter" Ethnolekt des Deutschen gesprochen und auch bekämpft (cf. Mauthner 1918). Dessen Sedimente dürften daher auf das Deutsch eingewirkt haben, das auch Franz Kafka zu hören bekam. Auf jeden Fall zweifelt Franz Kafka an dem Deutsch, das man von "undeutschen Müttern noch im Ohre" (Brod/Kafka 1989/2: 178) hat und das sicherlich auch die Söhne-Generation beeinflussen musste. Und vielleicht war etwas davon tatsächlich auch bei ihm hörbar:

Einige morphologische Formen, die Franz Kafka gebraucht, wie zum Beispiel die Deklination deadjektivischer Substantive, einige Pluralformen wie Körper/Körpers u.a. (cf. Nekula 2002a), wären jedenfalls am einfachsten als eine Parallele zum Jiddischen bzw. als eine frühere und über den Ethnolekt vermittelt etablierte Interferenz aus dem Jiddischen zu erklären.

Es fällt übrigens auf, dass lexikalische und morphologische Erscheinungen, die eine Parallele im Jiddischen haben, überwiegend in die Zeit der jiddisch geprägten "jüdischen Wiedergeburt" Franz Kafkas in den Jahren 1911/1912 zu situieren sind. [62] Franz Kafka sind dabei solche Anspielungen nicht fremd. So grüßt Kafka in dem Brief an Ottla vom November 1919 seine Nächsten mit diesem Satz: "Grüß alle vom Vater bis zu Chana hinab." (Kafka 1974: 74) Es ist nicht nur ein Hinweis auf die Tochter Hanna, die damals Gabriele (Kafka) und Karl Hermann erwarteten, sondern auch ein Hinweis auf das Hebräische, das für ihn in der späteren Phase auch sprachlich eine wichtige Rolle spielte:

Doch scheint die oberdeutsche Interpretation der sprachlichen Erscheinungsformen, die es auch im Jiddischen gibt, sicherer. Die Argumente dafür wurden im einzelnen in den entsprechenden Subkapiteln formuliert.

3.6 Zusammenfassung

Franz Kafkas Deutsch weist ohne Zweifel eine Reihe von regionalen lautlichen, morphologischen, syntaktischen sowie lexikalischen Merkmalen (cf. Nekula 2002a) auf, und zwar nicht nur in den Tagebüchern und der privaten Korrespondenz, sondern auch in den Manuskripten seiner literarischen Texte bzw. in der amtlichen Korrespondenz, auch wenn gerade seine auf Deutsch geschriebenen amtlichen Briefe eindeutig seine Fähigkeit beweisen, zwischen den stilistischen Registern des Deutschen bewusst zu wählen; eine Fähigkeit, die übrigens im einleitenden Zitat dieses Kapitels von Brod auch für literarische Texte festgestellt wird. Andererseits weist Kafkas Deutsch einige Unsicherheiten (Plural, Kongruenz des Adjektivs mit dem Substantiv, Verwendung von -ig / -lich) bzw. Defizite gegenüber der schriftsprachlichen Norm seiner Zeit auf, die aber bei oberdeutschen Dialektsprechern insgesamt feststellbar sind. Das im Vergleich mit Max Brod häufigere Vorkommen von Formen, die regional oder kolloquial geprägt sind, kann daher sowohl als Resultat einer anderen Sprachkultur in der Familie Kafka als in der eher intellektuell geprägten Familie Brod als auch als Resultat von Kafkas bewusster (Selbst-)Stilisierung angesehen werden. Die so genannten Pragismen, die sowohl im syntaktischen als auch im lexikalischen Teil behandelt werden, sind insgesamt eher als Austriazismen oder oberdeutsche Formen zu interpretieren. Dabei ist auch der mögliche, wohl indirekte Einfluss des Jiddischen (cf. Nekula 2002a) zu berücksichtigen. Am ehesten handelt es sich aber in diesem Fall um vereinzelte Formen, die als Sediment des jüdischen Ethnolekts des Deutschen im gesprochenen Deutsch benutzt werden konnten, mit dem Kafka in seinem sozialem Umfeld konfrontiert war, wobei die meisten Formen jedoch auch oberdeutsch gedeutet werden können. Bei der Verwendung dieser Formen dürfte vorübergehend auch Kafkas Selbststilisierung eine Rolle spielen, die auch in anderen Kontexten festzustellen ist, wie z.B. bei der Präferenz veraltender Schreibweisen wie litterarisch / Litteratur (cf. Nekula 2002a), die sich deutlich von denen bei M. Brod unterscheiden, der in der Korrespondenz mit Kafka modernere Formen wie literarisch / Literatur benutzte. Der mögliche Einfluss des Tschechischen erscheint insgesamt sehr bescheiden, ist aber nicht auszuschließen. Abgesehen von den allgemein verbreiteten Bohemismen wie Schmetten und von der Tendenz, tschechische Personen- und Ortsnamen auch im deutschen Text "tschechisch", d.h. mit tschechischen Diakritika, zu schreiben, die z.B. im Vergleich mit Max Brod besonders auffällt (cf. Nekula 2002a), kämen Genus, Kongruenz des Prädikats mit dem Subjekt, hohe Frequenz der Diminutive sowie einige Phrasen-/Satzmuster u.a. in Frage (cf. Nekula 2002a), wie dies in einzelnen Subkapiteln anhand der Beispiele dargelegt wird. Manche der Parallelen zum Tschechischen wie z.B. im Bereich des Genus bzw. der Satzmuster lassen sich jedoch auch aus dem Oberdeutschen erklären. Die Tatsache, dass die Einflüsse des Tschechischen insgesamt sehr gering erscheinen, ist m.E. daraus zu erklären, dass das Tschechische, das bei deutschen Muttersprachlern nur geringes Prestige besaß (cf. Nekula 2000b), auf das Deutsche überwiegend durch bilinguale Sprecher des Deutschen und Tschechischen einwirkte, bei denen das Tschechische die dominierende Sprache war. Solche bilingualen Sprecher gab es in beachtlichem Maße auch unter den Juden, die aus der Provinz nach Prag kamen. Insgesamt ist aber bei solchen Einflüssen davon auszugehen, dass diese nicht zwingend als individuelle Interferenz von Franz Kafka zu deuten sind, sondern als kollektiv relevante Erscheinungen, die für sowohl sozial als auch regional spezifische Gruppensprachen bezeichnend sind, ohne dass diese deswegen als einheitliches und kompaktes "Prager Deutsch" zu interpretieren sind (cf. Nekula 2001a).

 

Anmerkungen

1 Auf der anderen Seite spricht Gerhardt (1968: 144) davon, dass Kafka im Wortschatz wie in der Syntax Umgangssprache benutze. [zurück]

2 Cf. Nekula (2001b). Zu seinen Erholungsaufenthalten in Zuckmantel, Triesch, Spitzberg/Böhmerwald, Berlin, Zittau, Erlenbach/Schweiz, Halberstadt, Weimar, Jungborn/Harz, u.a. cf. Brod/Kafka (1989/2: 18, 23f., 31, 46, 81f., 92, 93f., u.a.), zu seinen späteren Aufenthalten in Sanatorien u.ä. cf. Hackermüller (1990). [zurück]

3 Im Jiddischen gibt es neben fráge f auch freg m, so auch das Verb fregn (cf. Lötzsch 1992: 76). Diese Form ist jedoch auch im Bairischen auffindbar. [zurück]

4 Im Unterschied zur Historisch-kritischen Kafka-Ausgabe ist dabei die eigene Lektüre der Manuskripte durch die Lektüre der Herausgeber objektiviert. [zurück]

5 In der Bemühung um Lesbarkeit und knappe Gestaltung des Anmerkungsapparats werden Quellenhinweise nicht zu jedem Beispiel, sondern für eine Aufzählung von Beispielen gegeben. Falls man für aufgezählte Beispiele in den Quellen jeweils mehr Belege finden konnte, werden die Quellenhinweise zum jeweiligen Beispiel von den anderen durch ein Semikolon getrennt. Im Folgenden werden der Einfachkeit halber diese Abkürzungen benutzt: A - Kafka, Franz (1984): Amtliche Schriften. Berlin; B - Brod, Max/Kafka, Franz (1989): Eine Freundschaft. Briefwechsel. Hg. v. Malcolm Pasley, Bd. 2; Ges - Kafka, Franz (1994): Zur Frage der Gesetze, Band 7, Frankfurt/M.; L - Kafka, F.ranz (1994): Ein Landarzt. Frankfurt/M.; O - Kafka, Franz (1974): Briefe an Ottla und die Familie. Frankfurt/M.; P - Kafka, Franz (1990): Der Proceß (Textband/Apparatband), Frankfurt/M.; Rtg - Kafka, Franz (1994): Reisetagebücher, Band 12, Frankfurt/M.; V - Kafka, Franz (1983): Der Verschollene (Textband/Apparatband), Frankfurt/M.; T - Kafka, Franz (1990): Tagebücher (Textband/Apparatband/Kommentar), Frankfurt/M. Die einfache Zahl (A-25) weist auf die entsprechende Seite hin. Bei einer zweifachen Zahl (T-141/572) weist die erste Zahl hinter der Abkürzung auf den Apparatband der Kritischen Kafka-Ausgabe hin, die zweite auf den Textband, da in dem Textband bereits eine korrigierte Fassung vorliegt. Mit Hilfe des Apparatbandes ist auch die Zeile mit dem entsprechenden Beispiel zu identifizieren und zu überprüfen. [zurück]

6 Ähnlich bei Brod Reconvalescenz, Couplet, Eisenbahncupé (B-322; B-171; B-171). [zurück]

7 Bei Max und Elsa Brod dagegen konsequent Theater (B-171, 215, 330). Dies trifft auch für andere Fälle wie Blouse, Blousenauschnitt / Arbeitsblusse (Rtg-25; T-129/75 / T-141/595) zu. [zurück]

8 Nach der Edition von Brod aufgelistet auch in Cermák (1997: 281). Cf. auch bei Brod: Abends, Samstag Nachts (B-375; B-348). [zurück]

9 So auch bei Brod in gegen / mit / zu einander, B-302, 322, 323) X B-108, 196, 214, 227. [zurück]

10 Ähnlich auch bei Brod: merkwürdigerweise, teilweise, seltsamerweise X braver Weise (B-390, 392; B-364; B-374 X B-363). [zurück]

11 Diese Formen wurde von Brod in seiner Edition von Kafka belassen (cf. Cermák 1997: 281). Brod selbst verwendet Formen wie kennen zu lernen, nichtwahr, nächte lang (B-392; B-345, 381; B-374) [zurück]

12 Bei Brod endgiltig (B-234, 382). Im Österreichischen Wörterbuch (1951: 78) wird giltig als veraltete, doch mögliche Form verstanden. [zurück]

13 Zu anderen vergleichbaren Entlehnungen cf. Skála (1968). [zurück]

14 Bei Max Brod bis auf Ausnahmen nicht synkopierte Formen: gehen, sehen, gesehen, stehen X stehn, verzeihen, Vor/Weggehen, (Auf) Wiedersehen X Aufsehn (B-189, 191, 209, 210, 223, 224, 327, 234, 234, 338, 345, 390; B-172, 192, 201, 205, 205, 205, 234, 242, 322, 322, 362, 363, 364, 381, 392, 400, 420, 421; B-179, 180, 192, 201, 304, 328, 346, 363, 399, 414; B-166, 192, 192, 223, 238, 243, 243, 381, 399, 420 X B-337, 420; B-233; B-234, 330; B-322, 397 X B-181). [zurück]

15 Es wurden die von Kafka namentlich gezeichneten Briefe berücksichtigt: beziehn (A-133), erhöhn (A-133, 141) X ziehen (A-175, 186), unterziehen (A-175), vollziehen (A-181), geschehen (A-176), anzusehen (A-180) bzw. auch abgesehen (A-180). [zurück]

16 Cf. dazu Formen wie im besondern, einen bessern stärkern Ausdruck, aus ältern ... Frauen, mit meiner frühern Schrift, in tausend frühern Kleinigkeiten, in frühern Prachtausgaben, nach meiner frühern Verzweiflung, ihre obern Zähne, die äußern Verhältnisse, einer spätern Beschreibung, des andern mächtigern Franzosen, bei den andern, die andern, alle andern, für allen andern Jammern, diesem andern Jammer, einer am andern, ohne andern Grund, keine andern Hände, einen andern Sinn, in einem andern Tone, auf der andern Seite, einen andern Ausweg, im Innern, von die niedrigern Angestellten, zu unsern Gesprächen, aus unsern Kreisen, einen weitern Urlaub, der großartig tapfern Mutter, den weitern Nachmittag, an meinem unsichern Wesen, vom Unsichern bzw. ohne weiters (B-439, B-439, B-95, B-33, B-31, Rtg-18, B-38, B-32, B-439, Rtg-21, Rtg-22, B-21, B-437, B-419, B-439, B-439, Rtg-26, B-385, B-395, B-213, B-182, B-183, B-232, B-81, V-93/15, B-187, B-324, B-326, B-409, B-43, B-76, B-76, B-188) usw. in Kafkas privaten Briefen, während in den amtlichen Briefen die "vollen" Formen präferiert werden. Dabei wurden die von Kafka persönlich gezeichneten Briefe berücksichtigt: seinen dienstjüngern Kollegen, seinen engern Kollegen, in andern öffentlichen Diensten X der weiteren ... Begründung, im weiteren Verlaufe, aller anderen Beamtengruppen, des höheren Konceptsdienstes, die höheren Conceptsbeamten, seiner engeren Kollegen, in anderen öffentlichen Diensten usw. (A-185, A-180, A-178 X A-185, A-178, A-177, A-176, A-176, A-178, A -178). [zurück]

17 Cf. Skála (1992: 177f.). In Wirklichkeit handelt es sich aber selbstverständlich um eine Anspielung auf das mittelalterliche "Praga mater urbium", wobei Prag zu diesem Zeitpunkt eher für die Tschechen als die Deutschen als "Mutterstadt" gilt, woraus auch Kafkas ironisierende Diminuierung erklärbar wäre. [zurück]

18 V-54, P-143/165. Laut ÖW möglich. [zurück]

19 S-54. So auch bei Brod: der alte Post-Gehalt (B-331). [zurück]

20 Laut Zehetner (1985: 113) ergeben sich daraus Fehler wie ein statt eine, ein statt einen usw. [zurück]

21 Ähnlich auch im Ostfränkischen u.a. [zurück]

22 Cf. u.a. am nächsten Tag, im Wald, in gutem Zustand, am letzten Vormittag, zu diesem Brief, beim ersten Satz, zum großen Teil usw. (O-39; O-29; O-37; O-47; O-51; B-104; B-106). [zurück]

23 Cf. u.a. dem niedrigsten Koncipistengehalt, im größten Umfang, in diesem Zusammenhag, mit dem Krieg (A-180; A-294; A-294; A-294). [zurück]

24 Anders bei Hermann Kafka in seinem Brief vom 9. Juni 1882 nachdem glückseligen Augenblicke (BLO), der wahrscheinlich nach einem Briefsteller entstand (cf. Nekula 2000c, 2002b). [zurück]

25 Nicht bair.: an jedem der zwei großen Fenstern, jedem der ... Fenstern, Ertönen der Klageliedern (P-142/140; P-140; T136/365); analog sogar auch im Singular mit... einem kleineren Sesseln (T-133/237). [zurück]

26 T-150/986. - Nach Lötzsch (1992: 170) jiddisch tag (pl. teg). Zu Tag im Oberdeutschen cf. auch Zehetner (1985: 116f.). [zurück]

27 T-127/9. - Die Form hor f., ohne Pluralendung. - Cf. Lötzsch (1992: 90). Die Herausgeber der Tagebücher (Kafka 1990: 127/9) interpretieren dies als Apokope der Pluralendung (daher e Haare), auf der selben Seite gibt es jedoch auch frägen, das nicht nur dialektal, sondern u.U. auch als Anspielung auf das jiddische fregn verstanden werden könnte (cf. auch 1.). [zurück]

28 T-129/94. Jidd. kerper, pl. kerpers (cf. Lockwood 1995: 21). Die vorliegende Form kann jedoch auch als Analogie zur vorausgehenden Endung bei Fauteuil verstanden werden. [zurück]

29 So auch bei Brod: gieng, fieng (B-171 (Elsa B.), 242, 316, 331, 375; B-390, 398). [zurück]

30 Cf. Duden (1984: 140). Ähnlich auch M. Brod beim hyperkorrekten was du vermissest (B-191). [zurück]

31 Das zweite Beispiel entnommen aus Cermák (1997: 282), zur Charakteristik cf. Duden (1984: 137), Zehetner (1985: 96f.). Zum Imperativ cf. auch Nekula (2000c, 2002b). - Bei Brod gibt es in der Korrespondenz mit Kafka gründsätzlich Formen wie (er) fährt, trägt u.a. (B-348). [zurück]

32 Cf. auch herläuft, an/einfängt, aus/läßt, erhält, fällt, vorträgt (B-50; B-11, 50; B-51, 103; B-71; B-95; B-107) usw. Dagegen bei Brod gibt es in der Korrespondenz mit Kafka gründsätzlich Formen wie (er) fährt, trägt u.a. (B-348). [zurück]

33 Ähnliche Beispiele (oft ohne Großschreibung und mit Pause) auch in Povejsil (1980: 59): Zusamen gebung, Sommers zeith, Krúmpen Schneider u.a. [zurück]

34 Kombination der analytischen und synthetischen Diminution ist jedoch bei Kafka - wie bei anderen deutschen Muttersprachlern - üblich (cf. Nekula 1998a). [zurück]

35 So auch im Tschechischen, zum Teil - deutlich schwächer - im Bairischen. [zurück]

36 Auch Brods Sprachgebrauch weist in diesem Bereich bestimmte Spezifika auf: verbanalisieren (B-382). [zurück]

37 So auch bei M. Brod: daran vergessen (B-186). [zurück]

38 Durusoy (1969/1981) und Cermák (1997: 222) sehen hier einen tschechischen Einfluss, Thieberger (1979: 178) verweist auf den Sprachgebrauch bei (dem aus Böhmen stammenden) Stifter bzw. in Wien und erklärt die Form als Analogie zwischen vergessen auf > an // erinnern an. [zurück]

39 Diese fünf Beispiele zum Teil in Krolop (1992: 55), zum Teil in Cermák (1997: 282) erwähnt. Bis auf Ausnahmen von Brod nicht korrigiert. [zurück]

40 Cf. Nekula (2000c). Da werden nicht nur äquivalente Beispiele erwähnt, sondern auch die Tatsache, dass dieses Merkmal - in den Briefstellern - wohl als "modus modestiae" (cf. Wustmann 1896: 85f.) benutzt wird. In der Korrespondenz mit F. Kafka benutzt M. Kirchner aus Weimar die Subjektellipse im 1912 ähnlich bzw. als Mittel des gehobenen Schriftdeutsch: "Sitze so gern im Garten im Pavillon und gedenke Ihrer." - Cf. Brod/Kafka (1989/2: 105). [zurück]

41 So auch bei Brod: ...daß ich eben totmüde aus Wien zurück bin. Habe in den Kammerspielen gelesen; ... geschrieben habe ich noch keine Zeile. Mache mich auf 1/2 Jahr Studien gefaßt; sagte alles, sogar Namen von St.; Las wenn auch nicht dieses Letzte, so doch frühere Tagebücher vor, hatte die Absicht, von E. wegzugehen, und doch wieder nicht; Werde dir telegraphieren, wohin M. fährt; Bin sehr gespannt und werde mich durch keinerlei Reden von dir abhalten lassen u.a. (B-197; B-304; B-209; B-209; B-348, B-391) [zurück]

42 Im Tschechischen gibt es für alle Personen nur eine Form se (Akk) / si (Dat). [zurück]

43 Im Tschechischen bei Identität des syntaktischen Subjekts und des Subjekts der Possessivierung für alle Genera nur ein Reflexivpronomen svuj. [zurück]

44 Oder auch / eher Verwechslung von Bezugswörtern. [zurück]

45 Cermák (1997: 283). Im Bairischen würde man den dass-Satz erwarten. [zurück]

46 Zum letzten Beispiel sollte man anmerken, dass man bei Körperteilen und Familienmitgliedern im Tschechischen (vor allem in der 1. Ps. Sg.) keine subjektbezogenen Possessivpronomina verwendet (cf. Nekula 1996c: 691). [zurück]

47 Diese Formen sind als bewusste Mittel zum Ausdruck der Kolloquialität zu verstehen, indem Kafka den Eigennamen mit Artikel bei der Simulation der gesprochenen Sprache - wie in lassen Sie den Max hingehn (B-57) - verwendet. [zurück]

48 Für paar Treppen / Schritte vor paar Jahren cf. auch Brod (1954: 300f.), Thieberger (1979), Krolop (1992: 54), Cermák (1997: 283). [zurück]

49 Abgesehen von dem einführenden Zitat cf. auch Brods Ausdrucksweise: ein paar Worte (B-383), ein paar sehr gute gute Heilerfolge (B-322), auch ein paar interessante Bücher (B-202), ein paar Einwände (B-243) u.a., nur ausnahmsweise in den paar Tagen (B-205), wenn du bisserl Lust hast (B-364). [zurück]

50 Neben Brod (1954) auch Thieberger (1979: 184), Krolop (1992: 53f.), Cermák (1997: 283) u.a.m. [zurück]

51 Beissner (1952: 45) sieht darin einen Austriazismus, Krolop (1992: 54) argumentiert dagegen. [zurück]

52 So z.B. bei Brod: ich weiß nicht, welches deine Pläne sind (B-322). [zurück]

53 Und zwar nicht nur im Tagebuch (Tg-25), sondern auch in der Prosa (L-25). [zurück]

54 In der Erzählung Vor dem Gesetz gibt es allerdings einen Türhuter, im Urteil Tor (L-52), sinngemäß Haustür. [zurück]

55 B-199. Bei Hermann Kafka nur Kasten (cf. Nekula 2000c, 2002b). [zurück]

56 So besonders die Verwendung von hübsch als Abtönungspartikel sowie als Intensifikator: also entschuldige mich hübsch bitte, eine hübsche Portion Faulheit u.a.m. (B-48; B-318). [zurück]

57 Cf. auch bei Max Brod: Feber, antelephonieren, daß ich mich gefoppt habe, Deinen Brief habe ich in Berlin ... behoben, ich halte es so 'ich verstehe es so', lasse ich abklopfen 'abtippen' usw. (B-230, 295, 301; B-294; B-303; B-316; B-233; B-222). [zurück]

58 Bei Brod ist dagegen die deutsche Orthographie (z.B. sp- statt sp- und st- statt st- bzw. -sch- statt -s-) deutlich häufiger: Spacek 'Spacek', Spicák 'Spicák', Strba 'Strba', Stascha 'Stasa' X Wltzek 'Vlcek' u.a. (B-400; B-347; B-347; B-348 X B-235). [zurück]

59 Northey (1994: 12ff.) und Binder (1994: 207) glauben, dass Hermann Kafkas Deutsch vom Jiddischen, das er in seiner Jugend gehört und gebraucht hat, beeinflusst war. [zurück]

60 "innen in Stirn und Schläfen schmerzt - innen an...", "einander bekämpfend", "freie Stelle/freier Platz", "Platz" (im städtbaulichen Sinne), "verfolget nur", "nur" - Franz Kafka an Milena Jesenská vom September 1920 (cf. Kafka 1998: 280f., cf. auch Kafka 1998: 133, 158). [zurück]

61 T-127/26 (die Form brik f. (-n) cf. in Lötzsch 1992: 52); T-148/934; T-131/177 (die Form tasch cf. in Lötzsch 1992: 168); T127/19 (die Form worf m. cf. in Lötzsch 1992: 181). [zurück]

62 Während der jüdische Ethnolekt des Deutschen in Böhmen und Prag im 19. Jahrhundert noch westjiddisch geprägt war, war hier Kafka mit dem Ostjiddischen konfrontiert. [zurück]

 

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